100 Kilometer zu Fuß bis Parchim

Kinder aus der Paulo-Freiere-Schule schafften die Herausforderung in einer Woche: Begrüßung beim mittelalterlichen Sommerfest.

Von Michael Beitien, Parchimer Zeitung

Dafür gab es Beifall von Mitschülern, Eltern und Lehrern der Paulo-Freire-Schule: Nach rund 100 Kilometern Fußmarsch, zurückgelegt in Etappen, kehrten die Kinder der Orientierungsstufe (Klassenstufe 5/6) Freitagabend zurück. Eine Woche waren die Mädchen und Jungen zwischen Havelberg und Parchim als Pilger unterwegs. Die Etappen waren so eingeteilt, dass es für die Kinder machbar war, erklärte Lehrerin Frauke Doller. Ihre Kollegin Ulrike Apsel hatte für die Strecke trainiert: Seit Februar war sie zweimal die Woche mit einer Nachbarin gewandert.

Die Schüler bewiesen Durchhaltevermögen. Nur das eine oder andere Kind, das von Blasen an den Füßen geplagt war, legte Teilstücke des Weges in einem Fahrzeug zurück. Auffallend: Nicht nur die guten Sportler kamen voran. Die liefen zuweilen Gefahr, sich früh zu verausgaben, während andere Kinder „immer so eben weg traten“, wie Ulrike Apsel erzählte. Abends im Quartier brauchten die Kinder nur ein kurze Erholungsphase. Dann wurde schon wieder Fußball oder anderweitig körperlich gespielt, berichteten die beiden Lehrerinnen. Für elektronisches Spielzeug gab es ohnehin keine Möglichkeit. Denn das war ebenso wie Handys auf der Wanderung tabu. Die beiden Lehrerinnen waren im zweijährigen Rhythmus bereits zum dritten Mal auf so einer rund 100 Kilometer langen Pilgertour mit der Orientierungsstufe. Zunächst ging es zur Insel Poel, dann um den Plauer See. Schulleiterin Svea Finck sprach die Hoffnung aus, dass die beiden Lehrerin auch das nächste Mal dabei sind. Ziel des 100-Kilometer-Weges sei es, Herausforderungen zu meistern, Grenzen auszuloten, die Teamfähigkeit zu erproben. Möglichst alle Kinder der evangelischen Bildungseinrichtung sollen einmal in ihrer Schulzeit daran teilnehmen können.

Die Schulleiterin würdigte das Engagement der Eltern für das Projekt: Teams von Müttern und Vätern organisierten, dass die Kinder jeden Morgen und Abend Verpflegung erhielten und dass das Gepäck der jungen Pilger von einem Übernachtungsort zum nächsten transportiert wurde.

Ein Organisationsteam aus Eltern engagierte sich auch für das Sommerfest, bei dem die Pilger erwartet wurde. Es stand in diesem Jahr anlässlich 500 Jahre Reformation ganz im Zeichen des Mittelalters. Die Kinder hatten sich zuvor mit ihren Lehrern und Erziehern in einer Projektwoche mit Martin Luther und dem Mittelalter befasst. Die Ergebnisse sollen in den nächsten Tagen als „Lutherspur“ in Parchim zu sehen (SVZ berichtet morgen).

Luther soll gesagt haben: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“ Die Freire-Schüler pflanzten am Sonntag einen Apfelbaum in ihrem Garten, der als Zeichen für Toleranz und Hoffnung steht.

 

Geschafft: Nach einem 100-Kilometer-Marsch von Havelberg nach Parchim sind die Pilger auf dem Hof der Paulo-Freire-Schule angekommen.
(Foto: Michael Beitien)

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